„Ein Papst, der wirklich für die ganze Kirche steht“

Braunschweiger Propst Martin Tenge gratuliert Papst Leo XIV.

Der Braunschweiger Propst Martin Tenge hat Papst Leo XIV. zu seiner Wahl gratuliert. „Ich freue mich riesig, dass wir einen neuen Papst haben und dass er so schnell gefunden wurde“, so der Geistliche.

Die Wahl des US-Amerikaners Kardinal Robert Francis Prevost (69) zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche ist für ihn ein Zeichen, „dass man sich in Konklave schnell auf eine gemeinsame Linie geeinigt hat.“

Seine Sorge im Vorfeld war, dass die Papstwahl durch die Spannung zwischen dem konservativen und progressiven Lager unter den Kardinälen schwierig werden könne.  Da freut es ihn umso mehr, dass mit Leo XIV. ein Papst gefunden wurde, der offenbar so in der Mitte stehe, dass er viele miteinander auf sich vereinigen könne. „Ein Papst, der wirklich für die ganze Kirche steht“, findet Propst Tenge.

Er habe bereits als Bischof mit seinem bischöflichen Leitwort „In Christus sind wir alle eins“ verdeutlicht, dass er wirklich einer ist, der die Einheit der Kirche - bei aller Verschiedenheit und Unterschiedlichkeit - stark machen will. „Ich freue mich darüber, dass er gerade jetzt deutlich signalisiert, dass der Friede wichtig ist. Friede, der ja mit der Einheit eng zusammenhängt: Wenn man die Verschiedenheit nicht mehr aushält, kommt man zum Unfrieden. Das gilt nicht nur für die Kirche, das gilt für die ganze Welt, gerade angesichts der vielen massiven Konflikte.“

Der Braunschweiger Propst ist der Auffassung, dass es durch Papst Leo XIV. keinen kompletten Richtungswechsel in der katholischen Kirche geben werde: „Er wird die Linie von Papst Franziskus als Erneuerer mit seinen Akzenten weiterführen. Dabei wird er sich auch manchen Fragen stellen müssen. Vor allem in Deutschland und Europa spielt die Rolle der Frau in der Kirche, die Frage von Beteiligung und Transparenz und Umgang mit dem Missbrauch eine große Rolle.“

„Der neue Papst Leo XIV. schließt sich mit seiner Namenswahl bewusst an Papst Leo XIII. an“, glaubt Propst Tenge. „Papst Leo XIII. hat gesellschaftliche Systeme kritisch hinterfragt, ich hoffe, dass auch Papst Leo XIV. das tun wird“, so Tenge. Leo XIII. (gestorben 1903) ist mit seiner berühmten Enzyklika „Rerum novarum“ Begründer der Katholischen Soziallehre. Diese ist im Zeitalter der Industrialisierung entstanden, wo die Arbeiter völlig ausgebeutet wurden. „Man darf sagen, dass die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland wesentlich auf der Katholischen Soziallehre von Leo XIII. basiert“, erläutert der Geistliche.

Dass mit Kardinal Robert Francis Prevost ein US-Amerikaner zum Papst gewählt wurde, sei etwas ganz Besonderes. „Eigentlich ist die Linie der Kirche, keine mächtigen Länder der Welt zu Entsendern des Papsttums zu machen. Ich habe aber fast den Eindruck, dass er ein Gegenpol zum aktuellen amerikanischen Präsidenten sein wird“, betont Martin Tenge.

 

Sabine Moser, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit