Hoffnungslos katholisch und hoffnungsvoll kritisch

Dominikanerpater Laurentius Höhn ist gut in Braunschweig angekommen  freut sich auf seine erste Adventszeit in der Löwenstadt.

Für viele gehören der Adventskranz, Adventsmusik, Barbarazweige oder das Nikolausfest zum Advent. So auch für Dominikanerpater Laurentius Höhn. Advent bedeutet für ihn dabei die intensive Vorbereitung auf die Geburt von Jesus Christus.

„Diese Menschwerdung Gottes ist etwas Wunderbares, es zeigt mir auch, was wir für eine Verantwortung für das Menschsein haben“, beschreibt er. „Andererseits ist der Advent eines sehr anstrengende, terminlastige Zeit“, räumt der 57-Jährige ein. Pater Laurentius ist schon sehr gespannt auf seine erste Adventszeit in Braunschweig. Der Geistliche ist nämlich seit Ende August Leiter des Seelsorgeteams in der Dominikanerpfarrei St. Albertus Magnus.

Besonders prägend ist für den gebürtigen West-Berliner die Vorweihnachtszeit durch Alfred Delp. „Er hat im Advent sein gutes Buch ‚Im Angesicht des Todes‘ geschrieben“, so Pater Laurentius. Der Jesuit und Widerstandskämpfer schrieb darin mit gefesselten Händen erschütternde, aber dennoch ermutigende Texte in Nazi-Gefangenschaft in Angesicht seiner baldigen Hinrichtung 1945 in Berlin-Plötzensee. Für den Dominikaner sind die Adventsmeditationen von Alfred Delp zur gesegneten Frau, zum kündenden Engel und zur Johannesgestalt die drei prägenden Gestalten des Advents.

„In Braunschweig wurde ich sehr freundlich aufgenommen und bin gut reingekommen, merke aber, dass ich anders als bisher im Kloster lebe“, berichtet der Priester. „Ich mag das Profil der sehr offenen liberalen Pfarrei, gerade in einer Gesellschaft und einer Welt, wo wir das Gegenprogramm erleben in einer furchtbaren Art,“ bringt er es auf den Punkt. In den vergangenen 40 Jahren lebte er in verschiedenen Klöstern, in anders als im Braunschweiger Konvent das Ordensgewand getragen, und sehr viel Liturgie täglich in der Kirche gefeiert wurde. Dafür staunt er hier über die große Anzahl der Gottesdienstbesucher am Wochenende und Engagierten, darunter zahlreiche jungen Leute und Kinder.

Selbst beschreibt er sich als einen Menschen mit Berliner Schnauze, der auf die Menschen zugeht, sehr politisch denkt und auch kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um seine eigene Kirche geht. So sieht er den Pflichtzölibat für Weltpriester kritisch und kann sich gut begründet den Zugang der Frauen für Weiheämter als evangeliumskonform vorstellen.

„Ich bin schon hoffnungslos katholisch, aber auch hoffnungsvoll kritisch – das ist eine Formel, die man leben sollte“, findet der Dominikaner.

Im ersten Jahr will er beobachten, Menschen und Institutionen kennenlernen, sich die Angebote der Pfarrei genau anschauen und gegebenenfalls neue Akzente setzen. „Etwas mutwillig verändern“_, was sein Vorgänger Pater Fritz Wieghaus aufgebaut hat, will er nicht: „Was sich bewährt, machen wir einfach weiter.“

Als Stefan Höhn wurde Pater Laurentius 1968 in West-Berlin in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Seine guten Erfahrungen mit der Katholischen Kirche dort und die Nähe zum benachbarten Berliner Dominikanerkloster veranlassten Pater Laurentius dazu, 1987 direkt nach seinem Abitur in Warburg ins Noviziat einzutreten. Nach dem Studium in Bonn und Toulouse wurde er 1996 in Köln vom damaligen Kölner Weihbischof Norbert Trelle zum Priester geweiht. Später war Trelle Bischof von Hildesheim.

Erfahrungen sammelte der Neupriester bei einem Praktikum in der Untersuchungshaft in Leipzig und war bis 2006 als Jugend- und Hochschulseelsorger sowie Religionslehrer in Vechta tätig. Aus dieser Zeit kennt und schätzt er den heutigen Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ, damals Lehrer in der dortigen Liebfrauenschule.

Im Anschluss ging Pater Laurentius als Pfarrseelsorger nach Hamburg in die die Pfarrei St. Sophien und war von 2010 bis 2017 Pfarrer in St. Bonifaz in Mainz. Seine nächste Station führte ihn bis 2024 als Novizenmeister in die Ordensprovinz in Worms und Vechta. Nach Braunschweig kam Pater Laurentius direkt nach seinem Sabbatical in Südfrankreich und Vancouver.

In seiner Freizeit hat der Dominikaner schon einige Braunschweiger Parks zu Fuß erkundet, interessiert sich für die Geschichte des 20. Jahrhunderts, klassische Musik, Politik, und hat ein Faible für Filme.  Wenn er von einem guten Film berichtet, kommt er leicht ins Schwärmen. Das Format „Kino im Kloster“ ist also ganz nach seinem Geschmack.

 

Sabine Moser, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit