Weltreligionen zum Anfassen

Viertklässler der katholischen Grundschule St. Josef in Braunschweig erfahren bei einer Projektwoche viel über Christentum, Judentum und Islam – und das mit allen Sinnen.

Riechen wie Chrisam-Öl duftet, eine Thora-Rolle ausrollen, Gebetsmantel und Kippa anziehen, das Echo auf der Orgelempore testen, probieren, wie koschere Gummibärchen schmecken, eine Moschee erkunden – diese und noch viel mehr Erfahrungen haben Kinder des vierten Jahrgangs der katholischen Grundschule St. Josef bei ihrem einwöchigen Projekt rund um die drei Weltreligionen machen können.

Das Projekt beruht auf einer Zusammenarbeit von Sara Asbach, Gemeindereferentin der katholischen Pfarrgemeinde St. Aegidien, der Museumspädagogin Wiebke Siemsglüß vom Braunschweigischen Landesmuseum und Pfarrer Heiko Lamprecht von der evangelisch-lutherischen Landeskirche.

„Es gab einen ersten Kontakt über eine Gruppe junger Erwachsener und so kam ich mit der Museumspädagogin Wiebke Siemsglüß zusammen. Gerade die Nachbarschaft zwischen der Aegidienkirche und dem Landesmuseum Hinter Aegidien wollten wir nutzen und haben überlegt, etwas für Schulen anzubieten“, erzählt Asbach. Herausgekommen ist das Projekt zum Thema Weltreligionen für die 4. Klasse. „Wir decken die drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam ab.“

Zu den außerschulischen Lernorten zählen neben den Gotteshäusern das Braunschweigische Landesmuseum am Burgplatz sowie dessen Zweigmuseum Hinter Aegidien. Hier ist die originale Einrichtung der über 200 Jahre alten Hornburger Synagoge ausgestellt.

An den vielen fachkundigen Fragen der 9- bis 10-jährigen Kinder war zu spüren, wie sehr sie die Themen rund Glauben und Religion interessieren und wie praktisch sie denken. Sie löcherten ihre Pädagogen mit Fragen wie: Wo werden die Hostien gebacken? Wie lange dauert es, eine Thora zu schreiben? Warum darf man diese Rolle nicht anfassen? Was passiert, wenn das ewige Licht ausgeht? Was, wenn man beten will und es vor der Marienstatue keine Kerzen mehr gibt? Warum wurde ich als Baby getauft, wo ich mich doch gar nicht mehr dran erinnern kann? Ist das Gold im Kelch wirklich echt?

Dabei war es den Organisatoren wichtig, dass die Mädchen und Jungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede kennenlernen. „Die Weltreligionen haben viele Gemeinsamkeiten. So gibt es immer ein Glaubensbekenntnis, was natürlich in jeder Weltreligion anders ist, aber oft einen gemeinsamen Nenner hat“, sagt Asbach. Ebenso sei es beim Feste feiern, Fasten, Pilgern, wohltätigen Werken und bei der Kommunikation zu Gott - beim Beten. Am letzten Tag bastelte jedes Kind zwecks Zusammenfassung der Woche zu einer Weltreligion einen eigenen Schaukasten aus einem Schuhkarton.

Sabine Moser